Stolpersteinlegung für Walter Hohnsbehn

Als dem Künstler Gunter Demnig 1996 die Idee kam, man könnte mit sogenannten „Stolpersteinen“ an die Opfer der NS-Zeit erinnern, konnte er sich wohl kaum erträumen, welche Ausmaße sein Projekt noch annehmen würde. Dies ist mittlerweile international angelegt und auch in unserer Region wurden schon zahlreiche Stolpersteine verlegt.

Zwei weitere kamen vorige Woche dazu, in der Adelbyer Straße gedenkt man Wilhelm Ohlfsen und in der Apenrader Straße Walter Hohnsbehn. Die Aktion wurde von der Flensburger SPD initiiert, dabei kam auch unserem Geschichtsprofil des 13. Jahrgangs eine Einladung zu, weswegen u. a. ich bei der Verlegung des Stolpersteins von Walter Hohnsbehn anwesend sein durfte.

Die eigentliche Verlegung des Steins fand bereits im Vorfeld statt, das Zusammentreffen wurde eher aus Gründen der erneuten Würdigung Hohnsbehns veranstaltet. Anwesend war zudem Ludwig Hecker, der unserer im Nieselregen stehenden Menschentraube erst einmal das Konzept, das sich Demnig damals überlegt hatte, näherbrachte. Der Künstler sieht die kleinen, quadratischen Tafeln aus Messing, welche in der Regel vor dem letzten gewählten Wohnsitz der NS-Opfer in den Gehweg eingelassen werden, als eine gute Möglichkeit an, der Opfer der Nationalsozialisten zu gedenken und aus den grausamen Geschehnissen zu lernen.

Anschließend erzählte uns Jens Jacobsen etwas über das Leben Walter Hohnsbehns. So wie Jacobsen war auch Walter Hohnsbehn Mitglied der SPD. Als ausgebildeter Maschinenbauer war er in den Wiking Werken Flensburg beschäftigt, dort stieg er bis zum Betriebsleiter auf. Doch aufgrund seiner Parteizugehörigkeit und der Hilfe, die er bei der Verteilung des sozialdemokratischen Wochenblatts „Vorwärts“ leistete, wurde er von den Nazis als „Systemgegner“ angesehen und im Zuge des gescheiterten Attentats auf Hitler und der daraus folgenden „Aktion Gewitter“ ins KZ Neuengamme deportiert. Auch wenn sich seine Spur nach der Auflösung des Lagers 1945 verliert, vermutet man, dass er zu den Insassen gehörte, die auf das Schiff „Cap Arcona“ gebracht wurden, welches die Briten beschossen, weil sie dort deutsche Truppen erwarteten. Bei dem Angriff starben fast alle dort befindlichen NS-Häftlinge, eventuell war Walter Hohnsbehn einer von ihnen.

Nach dem Vortag Jacobsens war ich erst einmal von den Ereignissen erschüttert. Es ist etwas komplett anderes, in einem Geschichtsbuch über die Geschehnisse zu erfahren, als Ausschnitte der Lebensgeschichte des Großvaters meines ehemaligen Geschichts- und Deutschlehrers vor dessen ehemaligen Wohnsitz erzählt zu bekommen. Genau deswegen schätze ich die Arbeit von Jens Jacobsen und Gunter Demnig so sehr. Es ist ein so wichtiger Teil der Erinnerungskultur, über lokale Schicksale zu erfahren und etwa von Stolpersteinen an die schrecklichen Ereignisse erinnert zu werden, um die Wiederholung dieser um jeden Preis zu vermeiden.

Jan Tischmeyer, 13b

 

Anmerkung: Auch dieser Stolperstein ist Teil unseres digitalen Stadtrundganges geworden: https://www.digiwalk.de/walks/stolpersteine-in-flensburg 

 

Stolperstein Walter Hohnsbehn
Stolperstein Walter Hohnsbehn (Foto: W. Timm)
Apenrader Straße 59a
Apenrader Straße 59a (Foto: W. Timm)
Walter Hohnsbehn
Walter Hohnsbehn (Foto: Privatbesitz der Familie Hohnsbehn)
Walter Hohnsbehn mit Sohn Peter im Innnenhof der Apenrader Straße 59a
Walter Hohnsbehn mit Sohn Peter im Innnenhof der Apenrader Straße 59a (Quelle: Privatbesitz der Familie Hohnsbehn)
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